Das war der Grenzgang 2025

Zum diesjährigen Grenzgang in Weiten-Gesäß konnte Roland Hartmann von der Agenda-Gruppe ca. 150 Wanderer an der Schule in der Dorfstraße begrüßen. Er richtete den Dank der Agenda-Gruppe an Norbert Heinkel von der Freiwilligen Feuerwehr und an Förster Lukas Acker, die den Grenzgang mit ihren Beiträgen unterstützten. Er richtete aber auch den Dank an alle Unterstützer der Gruppe. Wie wichtig Grenzen sind, zeigt sich an der aktuellen Lage in der Welt. Er betonte wie im Gegensatz dazu Weiten-Gesäß in Friede und Einigkeit mit seinen Nachbarn lebt.

Danach übernahm Günther Groh, ebenfalls Mitglied der Agenda-Gruppe, als Wanderführer das Kommando und stimmte die Wanderschar mit einem „Gemoie er liewe Leit“ im Weiten-Gesäßer Dialekt auf die Tour ein. Mit einem Wanderlied ging es Richtung Ottshütte zur ersten Erfrischungsstation. Danach folgte der Grenzgang dem Haakweg talabwärts. Hier hatte die Freiwillige Feuerwehr ihr Feuerwehrauto platziert und Wehrführer Norbert Heinkel sowie sein Stellvertreter Christopher Schlörit erläuterten sachkundig und anschaulich wie Waldbrände entstehen und bekämpft werden. Waldbrandvermeidung stehe jedoch an erster Stelle und ist die Pflicht aller Waldbesucher.

Auf dem weiteren Weg erklärte dann Förster Lukas Acker, wie der Wald für seine Bewohner aussehen sollte. Er zeigte die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen auf und wies auf die negativen Folgen durch die Zerstörung von Lebensräumen, Luft- und Wasserverschmutzung, invasiven Arten, etc. hin. Vor allem ist heute eine nachhaltige Bewirtschaftung gefragt, um die Funktionen des Waldes auf Dauer zu erhalten und gleichzeitig die wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.

In der Gemarkung „Hälle“, mit Blick aufs Dorf, erzählte Günther Groh was man in Weiten-Gesäß vor 70 Jahren alles sehen und erleben konnte. Es gab noch viele Bauern, die ausschließlich von der Landwirtschaft lebten und Arbeitsplätze für die Einwohner zur Verfügung stellten. Mit der fortschreitenden Technik in der Landwirtschaft, hier besonders der Einsatz von Bulldogs, veränderte sich für viele die Situation. Mehr und mehr Einwohner hatten Arbeit im nahen Michelstadt und waren nur noch Nebenerwerbslandwirte. Damit einher gab es auch eine fortschreitende Veränderung im handwerklichen Gewerbe und im Einzelhandel. Nach und nach verschwand der Bäcker, der Metzger, der Friseur, der Lebensmittelladen, der Weißbinder, die Tankstelle, usw. Selbst die 6 Gasthäuser haben nach und nach geschlossen. Eine frühe Form des Internets war der „Polizeidiener“ Ludwig Hartmann: er war es, der Informationen des Bürgermeisters durch „ausschellen“ bekanntgab.

Zu den Klängen der Vielbrunner Blasmusik erreichten die Grenzgänger die Freizeitanlage am „Großen Brunnen“. Vor dem dortigen „HolzPALast“ hatte die Agenda-Gruppe den Mittagstisch gedeckt. Es gab leckere Erbsensuppe mit und ohne Wurst und anschließend Kaffee und Riwwelkuche.

Grenzgang am 3.10.2023

Grenzgang am 3.10.

Grenzgang 2021: Auf alten, neuen und wieder entdeckten Pfaden und Wegen

Die beliebte und traditionelle Wanderung fand nach dem coronabedingten Ausfall 2020 wieder statt. Fast 150 Gäste konnte Roland Hartmann von der Agenda-Gruppe Weiten-Gesäß vor dem alten Schulhaus begrüßen.

Er dankte dem ehemaligen Agenda-Mitglied Adam Heusel für viele Jahre ehrenamtliche Tätigkeit. U. a. hat er viele Grenzgänge geplant und angeführt.

Agenda-Mitglied Günther Groh stimmte die Grenzgänger/innen dann auf die Wanderung ein, indem er eine kurze Wegbeschreibung im Weiten-Gesäßer Dialekt gab, was sich so anhörte: Mer gäin oan de Schul nuff, es Häddepäädsche oanne, die Houl nunna, es Miehldoal hinne naus un die Hälle noi. Fäddisch.
Mit dem alten Volkslied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ bewegte sich dann ein langer Lindwurm langsam bergauf. Auf der Strecke folgten viele interessante Informationen.

Das Weiten-Gesäßer Schulhaus wurde erst 1846 erbaut, vorher war hier ein Schafstall. Bei dem ersten Halt in den sogenannten „Straußäckern“ erläuterte Groh anhand einer 156 Jahre alten Flurkarte von der „Gemarckung Weiten-Gesäß um 1865“ (Gemarckung mit ck) die Aufteilung in Flure und Flurstücke. Viele der genannten Bezeichnungen sind in Vergessenheit geraten und nur noch alten Weiten-Gesäßern bekannt. Nach der Wanderung wissen jetzt auch die Jüngeren wo z. B. die „Roud Soulje“ (rote Sohl), die „Märzäcker“, der „Katzenbuckel“, die „Brunnenwiesen“, das „Mühlfeld“ und der „Schmoalmisch“ (Schmalberg) sind.
Die Route folgte von der „Kreizgasse“ bis zum „Märzensee“ dem neuen, von der Agenda-Gruppe angelegten, „Weiten-Gesäßer Kuhparkweg“.

An der Blumenwiese referierte Harry Löb anschaulich, mit sehr viel Fachwissen über „Obstbäume, Streuobst-/Blumenwiesen und Bienen“.
Er hatte zwei Äpfel mitgebracht und fragte woran man erkennt welcher im Supermarkt gekauft wurde. Seine humorvolle Antwort: Der mit dem Aufkleber.
Er forderte das Publikum auf, Obstbäume zu pflanzen, Blühstreifen anzulegen und auch mal ein paar „Unkrautecken“ im Garten zu dulden. Das kommt den Bienen, anderen Insekten und Kleintieren zu Gute.

Weiter ging’s durch den „Kleinen Urwald“, ein Paradies für Kinder mit Kletterbäumen, Wasserspielplatz und zwei kleinen Quellen, den „Märzebrünnchen“. Nach dem neu angelegten Grillplatz hinter der Märzenseehütte führte der Weg weiter in den Mühlgrund.

Durch den „Dachsbau“, einem kurzen, steilen Anstieg kam die Gruppe zum alten Weiten-Gesäßer Reservoir von 1905. Noch heute ist es in Betrieb und versorgt den talwärts liegenden Märzensee mit Wasser.
Förster Burkhard Klose, der schon viele Jahre am Grenzgang teilnimmt, sprach hier über „Jagd, Wild-/Weidetiere, Land-/Forstwirtschaft – Konflikte und Lösungen“. Die immer größer werdende Wildschweinpopulation führt zu Wildschäden auf den Feldern, die oft nur durch stabile Zäune verhindert werden können und fordert auch höhere Abschusszahlen von den Jägern. Das Rehwild verursacht Schäden im Wald und bevorzugt kleine Eichenbäumchen. Auch hier muss der Jäger regulierend eingreifen. Sollte der Wolf auch bei uns wieder heimisch werden, würde er den Jäger bei dessen Arbeit „unterstützen“. Weidetiere müssten aber durch entsprechend hohe und feste Zäune oder Hütehunde geschützt werden.

Da Weiten-Gesäß früher keine Kirche und bis 1828 auch keinen Friedhof hatte, ging man zu Fuß und transportierte den Sarg mit dem Pferdefuhrwerk zum Michelstädter Friedhof. Diesem „Kirchenweg“ talwärts folgend kam die Gruppe dem Ziel und damit dem Mittagessen näher.
Am „Großen Brunnen“, der Station 1 des Kuhparkweges, haben inzwischen fleißige „Agendten“ (Mitglieder der Agenda-Gruppe) viele Tische und Bänke aufgestellt, Erbsensuppe und Würstchen heiß gemacht und die Getränke gekühlt; niemand musste hungrig oder durstig nach Hause gehen. Es war zwar kein sonniger aber ein warmer Herbsttag deshalb konnten wir den Nachmittag mit Kaffee und „Riwwelkuche“ (Streuselkuchen) gemütlich ausklingen lassen.

Günther Groh
Mitglied Agenda-Gruppe Weiten-Gesäß